Court of Shadows - Kapitel 1

Der Vampir fletschte die Zähne. Ich wusste, dass wir beide am Ende der Nacht tot sein würden, wenn ich ihn nicht rauswarf. Mit der Geschwindigkeit eines Orkans sprang ich über die Theke und raste auf ihn zu. Ich schlug ihm mit der Faust gegen den Schädel – einmal, zweimal, dreimal. Er taumelte zurück und brach dann zusammen. Er war so leicht zu Boden gegangen, dass ich fast keinen Triumph verspürte, aber ich grinste trotzdem auf ihn herab. Die bunten Lichter der Bar färbten seine porzellanweiße Haut rot.

Ich musste ihn von hier wegbringen.

Ich versuchte, eine Ruhe auszustrahlen, die ich nicht verspürte. „Wie ich schon sagte“, säuselte ich, „ein Typ wie du würde sich in einer Hipster-Bude mit Arcade-Spielen und Kräutercocktails wohler fühlen. Da kannst du über Synthwave oder was auch immer reden. Geh. Jetzt.“ Das letzte Wort hatte ich wohl recht laut gerufen. Ein Gefühl der Dringlichkeit machte sich in mir breit.

In diesem Moment bemerkte ich, dass alle in der Bar aufgehört hatten zu reden und mich über ihre Biere hinweg anstarrten. Aus den Lautsprechern dröhnte ein Popsong, und die Leuchtreklame im Fenster flackerte. Ansonsten herrschte Stille.

Ganz ruhig, Arianna. Ruhig. Ich stand über dem Vampir und hielt meine Hände hoch. „Hier gibt es nichts zu sehen, Leute! Nur ein gewöhnlicher Freitagabend-Streit.“

Ich stieß einen langen Seufzer aus. Zwei dünne Weißdornpfähle ragten aus meinem unordentlichen Dutt, bereit für das Herz des Vampirs, aber ich hielt mich zurück. Mein Chef würde ausflippen, wenn er sah, wie ich schon wieder Kunden verprügelte. Und ich sollte auf keinen Fall vor einer Menschenmenge jemanden töten, auch wenn er untot war. Rufus missbilligte solche Dinge in seinem Laden.

Du kannst das Mädchen aus der Gladiatorenarena holen ...

Die ganze Sache war ein wenig unglücklich gelaufen, weil der Vampir den schweren Fehler gemacht hatte, mich beißen zu wollen. 

Als dieser Typ in unsere Bar gekommen war, hatte ich sofort gewusst, dass er Ärger bedeutete. Tatsächlich hatte ich sofort drei wichtige Dinge an ihm erkannt. 

Erstens verriet mir sein üppiger Wikinger-Bart, dass er ein Hipster war – ganz zu schweigen von seiner Neon-Kleidung, die an Kinderkleidung aus den frühen achtziger Jahren erinnerte. Wenn Typen wie er im Spread Eagle auftauchten, kam das bei den Stammgästen meist nicht gut an. 

Zweitens: Sein torkelnder Gang und seine gerunzelte Stirn belegten eindeutig, dass er ein gemeiner, widerlicher Trinker war. Angesichts der außergewöhnlichen Alkoholtoleranz von Vampiren musste er heute Abend sein Körpergewicht in Craft-Bieren getrunken haben.

Drittens, und das war das Schlimmste, war er ein Übernatürlicher. 

Ich blickte auf ihn herab, wie er auf dem Boden lag. Er konnte sogar so alt sein, dass sein mittelalterlicher Normannen-Bart tatsächlich echt war. Übernatürliche wie er – und ich – waren heutzutage geächtet. Wir mussten unsichtbar bleiben, wenn wir überleben wollten. Zu blöd, dass dieser hier zu dumm war, sich bedeckt zu halten. Vier Jahre lang waren wir hingerichtet und ermordet worden, und dieser Mistkerl kam einfach in unsere Bar und fuchtelte mit seinen Reißzähnen herum.

Als sich die Gäste wieder ihren Biergläsern zuwandten und so taten, als würden sie uns ignorieren, schaute ich den Hipster-Vampir an. Benommen lag er auf dem bierbefleckten Boden, aber er hatte es immerhin inzwischen geschafft, sich auf seine Ellbogen zu stützen. Diese untoten Bastarde blieben nicht lange am Boden. Seine blassen Augen richteten sich auf mich. Möglicherweise erkannte er meine eigene Magie. 

Ciara, meine beste Freundin, schlich mit großen braunen Augen zu uns herüber. Eine Hand verdeckte ihr Grinsen. Ich konnte sehen, dass sie kurz davor war, zu klatschen. „Oh mein Gott, Arianna. Du hast ihn geschlagen. Siehst du seine Reißzähne?“ Sie hatte die süße, aber unglückliche Angewohnheit, übernatürliche Wesen zu vergöttern, als wären wir Berühmtheiten. Schließlich gab es heutzutage nicht mehr viele von uns. „Ein echter, lebender Vampir“, flüsterte sie und zeigte auf ihn. 

„Ich kann dich hören“, lallte der Vampir und kam auf seine Füße. Er taumelte näher. „Kleines Mädchen.“ 

„Ich muss ihn hier rausbringen“, murmelte ich. Und ich musste es tun, ohne meine Magie zu benutzen. Man konnte nie wissen, wer einen beobachtete und bereit war, einen zu verraten.

Jetzt war der Blick meines neuen Wikinger-Freundes auf Ciara gerichtet. In seinen Augen blitzte es rot auf. Er war heute Abend auf Blut aus, und sie war eindeutig leichtere Beute als ich. Es half auch nicht, dass sie ein T-Shirt trug, auf dem ein männliches Model mit Reißzähnen zu sehen war, die aus geschwollenen Lippen ragte. Sie liebte Vampire, verdammt noch mal.

„Ich weiß, wie du drauf bist, kleines Mädchen.“ Der Vampir leckte sich schwankend die Reißzähne. „Du hast diese ganzen kleinen Bücher über Teenager gelesen, die sich in tausendjährige Vampire verlieben. Unsere Haut soll glänzen wie der Hintern eines Einhorns, stimmt‘s? Und ihr bekommt alle ein Happy End. Falsch! Diese Bücher sind Mist. Komm mit, und ich bringe dir bei, wie man richtige Literatur liest. Hemingway, Kerouac, Bukowski-“

Sein Monolog wurde durch den Anblick des dünnen Pfahls unterbrochen, den ich aus meinem Haar gezogen hatte. Ich zwirbelte ihn zwischen meinen Fingern. Der Vampir schien wie hypnotisiert von der Bewegung. 

Ich lächelte ihn an. „Da du jetzt still bist, lass uns eins klarstellen. Ich werde nicht zulassen, dass du dich in meiner Bar über Liebesromane lustig machst.“ Genau genommen war es zwar nicht meine Bar, aber das war nebensächlich. Dieser Mistkerl dachte, er würde mit Ciara leichtes Spiel haben. Und außerdem würde ich es nicht dulden, wenn jemand über Liebesromane versus Bukowski sprach. „Ich würde gern zu den Shots Johnny Walker zurückkehren, die ich getrunken habe, bevor du reingekommen bist, und ich möchte dich nicht ständig schlagen müssen. Ich will nicht, dass dein Blut meinen neuen Minirock versaut. Also hau ab. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein paar Straßen weiter eine ironische Methküchen-Bar aufgemacht hat.“ Ich lehnte mich näher heran und zog eine Augenbraue hoch. „Das scheint eher dein Ding zu sein.“ 

Trotz des Trittes, den ich ihm gerade verpasst hatte, und des Pflocks in meiner Hand, schien er unbeeindruckt zu sein. 

Er stolperte auf Ciara zu. „Ich glaube, ich würde mich wohler fühlen, wenn deine Freundin mit mir kommt.“ 

Ich gab ihm einen kräftigen Stoß, und er taumelte zurück. 

Die Tür schwang auf und ein zweiter Vampir kam herein – mit einem Visier, einem Schnurrbart und einer rosa Fliege. Hatte ihnen jemand gesagt, dass wir einen Ukulelen-Ausverkauf hatten oder so?

Ich musste sie hier rausschaffen. Das Letzte, was ich wollte, war, dass das Spread Eagle die Aufmerksamkeit der Magieschlächter auf sich zog, weil hier Übernatürliche herumhingen.

Ich schenkte den beiden Vampiren ein finsteres Lächeln. „Übernatürliche sind hier nicht erlaubt. Übernatürliche sind nirgendwo erlaubt. So lauten die Regeln. Ihr habt zehn Sekunden Zeit, um die Bar zu verlassen“, sagte ich freundlich, während ich mir alle Möglichkeiten ausmalte, wie ich sie töten könnte. „Sonst könnte ich wütend werden. Und das wollt ihr nicht.“

Der Wikinger-Vampir schnaubte, dann flackerten seine Augen rot auf. Die Luft um uns herum schien dünn zu werden. „Und was zum Teufel bist du, hübsches Ding? Du bist kein Mensch.“

Mein Blut gefror. Ich konnte nicht zulassen, dass jemand ihn hörte und begriff, was er da andeutete.

Er schnappte sich blitzschnell eine Whiskeyflasche – meine Whiskeyflasche – von der Theke. Dann zeigte er mit dem Finger auf mich. „Du solltest auch nicht hier sein. Ich glaube, ich werde die Magieschlächter auf dich hetzen. Tik Tak.Deine Zeit läuft ab, schöne Frau. Aber wenn ich einen Blick auf deine tollen Titten werfen darf, behalte ich dein Geheimnis vielleicht für mich.“ 

Wut stieg in mir auf. Und dann, als ich das Wort „Magieschlächter“ registrierte, lief mir das Grauen über den Rücken.

Okay. Ich war fertig damit, nett zu sein. Jetzt musste er sterben. 

Es gab nur eine Sache in London, die mir mehr Angst machte als ich, und das waren die Magieschlächter. Die Fae-Assassinen zogen in dunklen Umhängen durch Londons Straßen und verschmolzen mit dem Nachthimmel wie Rauch. Sie terrorisierten Menschen und magische Wesen gleichermaßen, beherrschten die Stadt mit den Spitzen ihrer Klingen und metzelten lautlos in den Schatten ihre Gegner ab. Niemand durfte ihnen in die Augen sehen, sie ansprechen oder in ihre Richtung atmen. Aber wir alle schuldeten ihnen ein Zehntel unserer Gehaltschecks. Schutzgeld nannten sie es. Sie waren nicht besser als eine magische Mafia. Kurz gesagt, sie waren die Schlimmsten. Ich hasste und fürchtete sie gleichermaßen.

Ich verengte die Augen. „Ihr wollt mir weismachen, dass ihr mutig genug seid, die Aufmerksamkeit der Magieschlächter auf euch zu ziehen? Und eure eigenen Köpfe zu riskieren? Blödsinn. Ihr solltet in einem magischen Reich mit all den anderen Übernatürlichen eingesperrt sein und nicht durch die Straßen Londons streifen. Ich bin vier Sekunden davon entfernt, euch nach draußen zu zerren und zu pfählen.“ 

Die Wahrheit war, dass ich sie pfählen würde, egal ob sie freiwillig gingen oder nicht. Ich konnte nicht riskieren, dass sie mich verrieten. 

Ich hatte keine Zeit für allzu viele Berechnungen, denn im nächsten Moment stürzte sich der Wikinger-Vampir mit gefletschten Reißzähnen auf Ciara. 

Schnell – vielleicht schneller, als ich es hätte tun sollen – drehte ich mich um ihn herum und richtete meinen Pflock auf seinen Hals. Ich sollte mich nicht zu schnell bewegen; Menschen waren schließlich langsam und träge. Aber als ich sah, wie er Ciara angriff, geriet mein Blut in Wallung, und mein Instinkt setzte ein.

Ich drückte den Pflock gegen seine Halsschlagader. Dann stellte ich mich auf meine Zehenspitzen und flüsterte ihm ins Ohr. „Ich weiß, dass ein Pflock am Hals dich nicht umbringt. Aber es wird weh tun, wenn ich ihn dir in den Hals ramme und ihn herumdrehe. Danach bringe ich dich um.“ 

Etwas Scharfes stach in meinen Rücken und ließ mich innehalten. Ein kurzer Blick über meine Schulter verriet mir, dass sein Freund, der Vampir mit dem Visier, mir ein Messer in den Rücken drückte. 

„Lass den Pflock fallen, Liebes!“, sagte er.

Baleros‘ drittes Gesetz der Macht: Dein Feind muss dich immer unterschätzen.

Ich ließ den Pflock fallen. Ich hielt meine Hände hoch, als ob ich mich ergeben würde, und zitterte ein bisschen, um die Show zu vollenden. 

Als ich spürte, dass die Messerspitze ein wenig zurückwich, drehte ich mich und schlug ihm meinen Ellbogen in die Nase. Dann rammte ich ihm mein Knie in den Schritt – drei brutale Schläge in die Leistengegend. Vampire sind zwar nicht lebendig, aber an den üblichen Stellen sind sie immer noch empfindlich. Als er sich nach vorne beugte, verdrehte ich seinen Arm und drückte ihn zu Boden. Gleichzeitig riss ich ihm das Messer aus der Hand. Dann richtete ich es auf seinen Hals. 

Meine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. „Willst du immer noch spielen?“ 

Jetzt hatten die Vampire endlich den Anstand, ängstlich zu schauen. Abgesehen von einem trällernden Popsong war der Raum wieder still geworden. 

Der Wikinger-Vampir hob seine Hände. „Wir gehen.“ 

Ich zog die Klinge vom Hals des anderen weg. Als er sich aufrichtete, beugte er sich dicht zu mir und hauchte mir ins Ohr: „Die Magieschlächter werden dich holen kommen.“

Bei diesem Gedanken kroch eine eisige Ranke des Grauens durch meine Brust.

Ich beobachtete, wie sich die beiden Vampire aus der Bar schlichen. 

Ich steckte meine Hand in die Tasche meines Minirocks und zog einen Lutscher heraus. Kirsche, mit Kaugummi in der Mitte. Es ging nichts über kristallisierten Zucker, um die Nerven zu beruhigen. Ich steckte ihn in den Mund und starrte auf die Tür.

Ciara grinste. „Meine Güte, das war ein toller Abend.“ Sie lebte schon seit mindestens zehn Jahren in Großbritannien und hatte ihren dicken amerikanischen Akzent immer noch nicht verloren. „Ich habe nicht mehr so einen Nervenkitzel gespürt, seit meine Tante Starlene einen Clown an meine Schlafzimmerwand gemalt hat, damit ich nicht so einsam bin.“ 

„Es ist noch nicht vorbei.“ Diese Vampire hatten etwas zu Überhebliches an sich, und ihre Worte zum Abschied hatten mir alles gesagt, was ich wissen musste. Ich hatte gehört, dass einige Übernatürliche als Informanten für die Magieschlächter arbeiteten. Übernatürliche Volltrottel. Vielleicht war das der Grund, warum diese beiden Idioten es geschafft hatten, am Leben zu bleiben und Menschen wie Ciara ungestraft zu beißen. „Kannst du auf die Bar aufpassen, während ich weg bin?“ 

„Kein Problem.“ 

Ich hatte ein paar Vampire zu töten.

 

Ich schnappte mir meinen Pflock vom Boden, dann meinen Rucksack. Ohne ihn ging ich nirgendwo hin. In meiner Notfalltasche befand sich alles, was ich brauchen könnte: eine Stirnlampe, ein Feuerzeug, Sprühdeo, um gut zu riechen oder Dinge anzuzünden, medizinische Hilfsmittel, eine Wasserflasche, Kirsch-Lipgloss, frische Unterhosen, ein Kurzwellenradio, Seile, verschiedene Lutscher, Klebeband und ein Haufen Messer. Niemand konnte behaupten, dass ich nicht vorbereitet war.  

Die Tür knarrte, als ich in die Nachtluft hinausschritt. Eine rußige Brücke wölbte sich über dem Spread Eagle, wo Tauben in den Schatten ihr Zuhause hatten. Sie gurrten über mir.

Ich warf meinen Lutscher in einen Mülleimer. Ich mochte es nicht, mit Süßigkeiten im Mund Leute zu töten. 

Ich zitterte ein wenig in der nebligen Luft und suchte die dunkle Straße unter der Brücke ab, bis ich eine Bewegung sah. Die beiden Vampire liefen auf den Tower zu – den Sitz der Magieschlächter. Ich würde sie nicht näher an seine Mauern herankommen lassen.

Ich folgte ihnen schweigend über die feuchte, gepflasterte Straße. Leichter Regen benetzte meine Haut und kräuselte mein lavendelfarbenes Haar. 

Ich beschleunigte meinen Schritt, während ich die Weißdornpfähle aus meinem Haar zog und sie wie zwei Dolche hielt. Mein Puls raste und mein Herz schlug schneller, angefacht von der Spannung der Jagd. Ich hatte sie im Visier, und sie würden nirgendwohin entkommen.

Als ich hinter ihnen auftauchte, trällerte ich: „Hey, Vamps!“ 

Sie wirbelten herum. Ich rammte ihnen meine Pflöcke ins Herz. 

Und so einfach war der Kampf vorbei.

Baleros‘ sechstes Gesetz der Macht: Vernichte deine Feinde vollständig. 

Ihre Augen weiteten sich, aber innerhalb von Sekunden zerfielen sie zu einem Haufen Asche auf dem Bürgersteig. Der Regen befeuchtete ihre geschwärzten Überreste. 

Ich zog meine Pflöcke aus der Asche und wischte sie mit einem Taschentuch ab. Dabei richtete ich meinen Blick auf die mittelalterliche Festung vor mir. Einst war sie einfach als Tower of London bekannt gewesen. Jetzt nannten die Leute sie das Institut. Es war der einzige Ort, an dem die Magieschlächter Magie nicht verboten hatten. Selbst von hier aus konnte ich sehen, dass die Mauern und Türme voller Zauberei waren. Blassblaues Licht strömte von den steinernen Türmen in den Himmel, und der Graben, der das ganze Gebäude umgab, schimmerte golden. 

Die Magieschlächter behaupteten, sie hätten Magie verboten, um den Frieden zu wahren. Sie sagten, dass die apokalyptischen Kriege vor zwanzig Jahren – die zwischen Engeln, Fae und Dämonen – immer wieder auszubrechen drohten. Sie sagten, dass alle übernatürlichen Wesen abgesondert und in magische Reiche gesperrt werden sollten. Nur der Adel der Fae war fähig und würdig, sich in der menschlichen Welt neutral zu verhalten. Alle anderen waren Tiere, verstanden?

Aber ich wusste, wie die Magieschlächter wirklich dachten. Magie war Macht, und sie wollten sie ganz für sich allein. Ich hasste sie mit einer Intensität, die dem Glanz ihrer schimmernden Türme in nichts nachstand. 

Ich drehte mich um und ging zurück zum Spread Eagle. Dabei steckte ich die Weißdornpfähle zurück in mein Haar. Diese Bedrohung war ich schnell genug losgeworden. Warum spürte ich dann immer noch dieses unheimliche Gefühl des Grauens in mir?

Als ich zurück in die Bar schlüpfte, stellte ich fest, dass schon wieder eine grimmige Stille den Ort beherrschte, und mein Herz begann zu rasen. 

Ich suchte den Raum ab, bis ich herausfand, warum. 

Als mein Blick auf einen männlichen Fae in der Ecke fiel, begann das Blut in meinen Ohren zu rauschen. 

Unter seiner Kutte konnte ich eine schwarze Haarsträhne erahnen. Die Neonlichter der Bar blitzten auf seiner olivfarbenen Haut und in seinen leuchtend grünen Augen. Seine breiten Schultern nahmen die Hälfte der Bar ein, und eine Öffnung in seinem Mantel gab den Blick auf die darunter liegende Lederrüstung frei. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass jeder Zentimeter seines Körpers muskulös und mit Waffen bestückt war. Er verhielt sich mit einer übernatürlichen Ruhe und starrte mich an wie eine Schlange, die zuschlagen wollte. Mir wurde flau im Magen.

Ein Fae-Adliger und Magieschlächter. Wie so viele seiner Art war er schockierend schön und erschreckend zugleich. Unter seinem Blick fühlte ich mich in meinem billigen Minirock, der nur ein bisschen zu kurz war, ungewohnt unsicher. Natürlich wollten Magieschlächter wie er, dass sich alle um sie herum schlecht fühlten. Sie lebten dafür, andere zu dominieren und ihnen Angst zu machen. Außerdem waren sie Meister darin, die Sinne der Menschen zu verwirren. 

Und in diesem Moment war ich mir sicher, dass er wegen mir hier war.

Wenn ich mich jetzt umdrehte und weglief, würde mich das nur schuldig aussehen lassen. Und er würde mich auf der Stelle einfangen, daran hatte ich keinen Zweifel.

Mein Blick glitt zur Bar, wo Ciara versuchte, ganz natürlich zu wirken, obwohl ihre Hände zitterten, als sie ein Bier zapfte. 

Rufus, unser Chef, stand jetzt an ihrer Seite. Die Anwesenheit der Magieschlächter hatte auch ihn verunsichert und ich konnte sehen, wie Schweißtropfen an den Rändern seines ergrauten Haares herunterliefen. Ciara und Rufus waren nicht einmal übernatürlich, und der Jäger machte ihnen trotzdem eine Heidenangst.

Rufus begegnete meinem Blick und riss die Augen weit auf. Sein angespannter Ausdruck sagte: Komm verdammt noch mal hierher. Und zwar sofort.

Ich schluckte schwer und ging zu ihm hinüber. Ich sah zu, wie er unsere teuerste Flasche Wein aus dem Regal holte, die er bei Tesco gekauft hatte und auf der einfach „Französischer Rotwein“ standEr schenkte ein Glas ein und starrte den Magieschlächter über die Bar hinweg an.

Ich warf einen kurzen Blick auf mein Spiegelbild hinter Rufus. Gerade Augenbrauen, hohe Wangenknochen, bernsteinfarbene Augen. Das Einzige, was mich als Übernatürliche hätte ausweisen können, war der blasse Lavendelton meiner Haare, aber viele Menschen färben sich heutzutage die Haare in hellen Farben. Meine Fangzähne und spitzen Ohren kamen nur zum Vorschein, wenn ich glaubte, dass mein Leben in Gefahr war, was nicht oft vorkam. Mit anderen Worten: Ich konnte als Mensch durchgehen. Vielleicht war er wegen der Vampire gekommen?

„Bring das zu ihm“, flüsterte Rufus. „Sag ihm, dass das unser bester Wein ist. Sag ihm, er geht auf Kosten des Hauses. Sag ihm, dass wir ihm Geld geben werden. Sag ihm ...“ Seine Augen verengten sich plötzlich. „Du hast heute Abend nicht zufällig etwas Ungewöhnliches gesehen, oder?“ Er schenkte immer noch Wein nach, der über den Rand des Glases schwappte und sich wie Blut auf dem Tresen verteilte.

Ich stieß einen langen Seufzer aus. Immer wieder ertappte ich Rufus dabei, wie er die leeren Wände in seinem Büro anstarrte und lustlos seinen Joghurtlöffel ableckte. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, wie jemand wie er die Apokalypse überhaupt überlebt hatte. 

„Nichts Ungewöhnliches.“ Ich nahm ihm vorsichtig die Flasche aus der Hand. Er sollte ja keinen Herzinfarkt erleiden. 

„Sieh ihm nicht ins Gesicht“, zischte Rufus mit großen Augen. 

Mein Blick wanderte zurück zu dem Magieschlächter und mein Magen machte einen Sprung, als ich merkte, dass er mich immer noch ansah. Meine Kehle wurde trocken. Auf gar keinen Fall würde ich ihm den Wein bringen. 

Mir wurde schnell klar, dass es keinen Ausweg aus dieser Situation gab, ohne gegen einen Magieschlächter zu kämpfen. Und ich wusste nur zu gut, wie bösartig sie sein konnten.

„Eigentlich, Rufus ... geht es mir nicht so gut.“ 

„Was hast du?“ Er klang ungläubig.

„Frauenkram.“ 

„Oh.“ Er verstummte. Offensichtlich war dieses Thema furchteinflößender als der Magieschlächter.

„Ich muss los. Wir sehen uns morgen.“ Ich warf Ciara einen kurzen Blick zu, als ich zur Tür ging. Sie war die Einzige hier, die wusste, dass ich eine Halb-Fae war. Baleros – mein ehemaliger Gladiatorenmeister – hatte sie damals damit beauftragt, meine Wunden zwischen den Kämpfen in der Arena zu versorgen. Ciara und ich hatten jahrelang in demselben Käfig geschlafen. Sie kannte meine Träume und meine Albträume. Sie wusste, warum mir vom Duft von Rosen schlecht wurde. Sie wusste fast alles über mich. 

Fast. 

Sobald ich nach draußen in die feuchte Luft geschlüpft war, griff ich in meine Notfalltasche und kramte darin herum, bis ich mein Eisenmesser fand, das in Leder gehüllt war. Ich hasste es, Eisen benutzen zu müssen. Für Fae wie mich war es giftig, aber es war die einzige Möglichkeit, einen Magieschlächter zu verletzen. 

Dann zückte ich mein Handy und rief Ciara an.

„Arianna“, antwortete sie sofort. Dann flüsterte sie ins Telefon: „Er ist immer noch hier. Und jetzt gibt es noch einen, mit violetten Augen. Ich habe schon von ihm gehört. Er ist der, den man den Geist nennt. Er bewegt sich wie der Wind in der Nacht und metzelt lautlos in den Schatten seine Gegner ab. Ich glaube, er ist der Teufel selbst.“

„Sehr beruhigend, danke.“ Sie sagte immer so komisches Zeug über den Teufel. Ich war mir ziemlich sicher, dass das eine amerikanische Sache war. Wie auch immer, das waren keine guten Nachrichten. „Sag mir einfach, wann sie gehen.“ 

„Der Teufel hat viele Gesichter“, zischte sie. 

„Ich weiß. Beruhig dich. Es kann sein, dass ich mit den beiden kämpfen muss. Schick mir einfach eine SMS, wenn sie gehen.“ 

„Warte. Warte. Wenn du es lebendig nach Hause schaffst, stell Katzenpisse vor deine Tür, gemischt mit altem Kohl.“ 

„Und das soll Fae-Adel abhalten?!“ 

„Keine Ahnung, aber Tante Starlene hat das Zeug vor unserem Wohnwagen aufgestellt, um die Polizei fernzuhalten, nachdem sie auf einem McDonald‘s-Parkplatz einen Alligator auf jemanden geworfen hat. Und sie hat Bärenfallen aufgestellt.“ Ich hörte, wie sie sich an der Wange kratzte. „Vielleicht hat sie auch auf sie geschossen, also ... das könnte der Grund gewesen sein, warum sie nicht in unseren Wohnwagen gekommen sind.“

„Danke, Ciara. Ich muss los.“ Ich steckte mein Handy zurück in meine Tasche.

In meiner Brust blühte das Grauen auf. 

Baleros‘ neuntes Gesetz der Macht: Greif nicht an, wenn du nicht sicher bist, dass du gewinnst.

Ich war von einem Magieschlächter ausgebildet worden. Ich wusste, wie sie kämpften. 

Als Gladiatorin hatte ich oft gegen mehrere Gegner gleichzeitig gekämpft und sie innerhalb von Minuten ausgeschaltet. Ich war die einzige weibliche Gladiatorin und mein Name war „Die Schreckliche Amazone“ gewesen. Die Menge an Blut, die ich vergossen hatte, war mehr als genug, um die Leute zu befriedigen. Und weil Baleros ein Mistkerl war, hatte er eine spezielle Rüstung angefertigt, die meine Brüste betonte. Ich war die Attraktion schlechthin gewesen. 

Aber Magieschlächter waren anders als alle anderen, gegen die ich in der Arena gekämpft hatte. Sie waren uralt, diszipliniert und hatten eine jahrhundertelange, hervorragende Ausbildung genossen, die weit über die meine hinausging. Meine Chancen, einen Kampf gegen zwei von ihnen zu gewinnen, waren etwas geringer als meine Chancen, Flügel zu bekommen und in die Freiheit zu fliegen. Bevor ich mein Messer nach ihnen schleuderte, würde ich abwarten, ob sie zuerst angriffen.

Mein Handy surrte und ich holte es heraus, um die SMS zu lesen.

Sie gehen.

Adrenalin schoss durch mein Blut, und ich wich in eine Gasse aus. Aber ich konnte mich nicht wirklich verstecken. Fae wie sie würden mich riechen können.

Ich beschleunigte mein Tempo, aber ich war erst ein paar Schritte weit gekommen, als sich die Haare in meinem Nacken sträubten. Ich spürte, wie sie mich beobachteten, und mein Puls geriet außer Kontrolle. Kalter Schweiß benetzte meine Stirn.

Wie waren sie so schnell hierhergekommen?

Ich packte den Griff des Messers fester und wirbelte herum. 

Der Anblick von zwei halb verborgenen Magieschlächtern, die direkt hinter mir standen, verdrehte mir den Magen.

 

Der Mann aus der Bar mit den grünen Augen trat näher. Sein Blick wanderte an meinem Körper auf und ab, als wollte er meinen Wert schätzen. Ich spürte, wie sich eine Gänsehaut auf meinen Armen bildete. 

Aber es war der andere, der mein Herz zum Stillstand brachte. Bedrohliche Schatten kräuselten sich um ihn, wie der Rauch eines Scheiterhaufens. Er war größer als der andere, seine Schultern waren breit und unter seinem Mantel verbarg sich zweifellos ein muskulöser Körper. Er hielt einen Dolch in der Hand, von dem Blut auf den Bürgersteig tropfte. Weitere Blutstropfen glitzerten auf seinem Mantel. Die Dunkelheit atmete um ihn herum wie ein lebendiges Wesen und brachte mich dazu, die Luft anzuhalten.

Es war schwer, ihn anzuschauen – je mehr ich meinen Blick fokussierte, desto weniger deutlich schien er zu werden. Das Auffälligste an ihm waren seine stechenden, violetten Augen, die mir die Haare im Nacken aufstellten. 

Ich trat einen Schritt zurück. Seine Magie war mächtig – und ungewöhnlich für einen Fae. 

Während sie mich anstarrten, rechnete ich mir im Geiste die Chancen aus, es mit beiden aufzunehmen. Es sah nicht gut aus, und schlimmer noch, selbst wenn ich überleben würde, wäre es das Ende meines Lebens, wie ich es kannte. Ich würde für immer auf der Flucht vor den Magieschlächtern sein.

„Hallo, meine Herren.“ Ich bemühte mich um einen lockeren Ton, aber es klang angestrengt.

„Hallo, Arianna“, sagte der Fae mit den grünen Augen. 

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Er kannte meinen Namen. 

Ich leckte mir über die Lippen. „Und mit wem habe ich das Vergnügen?“ 

„Aengus, Ritter der Shadow Fae.“ 

Der andere, der Geist, sagte nichts. 

Greif nicht an, wenn du nicht sicher bist, dass du gewinnst.

Der Geist bewegte sich und verschwand, bis er auf der gegenüberliegenden Seite von Aengus wieder auftauchte. Für einen Moment streifte der Wind seine Kapuze, und ich konnte seine Augen besser sehen. Sein Blick enthielt keine Emotionen, nur eine kalte Distanziertheit. Und doch glitt er irgendwie durch meine Knochen hindurch. Ich fühlte mich unter seinem Blick wie ein gefangener Schmetterling – völlig hilflos. 

Er veränderte sich erneut und erschien wieder auf der anderen Seite von Aengus, bevor er ganz reglos wurde. Gespenstisch reglos.

Wer auch immer er war, er bewegte sich mit einer tödlichen, überirdischen Anmut. Er war heute Abend nur aus einem einzigen Grund gekommen: um zu töten. 

Die zermürbende Stille des Geists entfachte eine Urangst in den ältesten Teilen meines Gehirns. Auch wenn ich sein Gesicht nicht sehen konnte, war seine Tödlichkeit offensichtlich. Zum ersten Mal seit Jahren drückte echte Furcht meine Brust zusammen. Ich umklammerte mein Eisenmesser fester.

Ich hatte ihn nicht kommen sehen, hatte nicht das Anspannen der Muskeln bemerkt, das normalerweise einen bevorstehenden Angriff ankündigte. Nur das Rauschen des Windes, ein schwarzer Fleck – und der Geist schlug mein Handgelenk gegen die Backsteinwand hinter mir. Die Wucht fühlte sich an, als hätte er mir die Knochen gebrochen, und ich ließ das Messer fallen. Er kickte es weg. Es flog die Gasse hinunter. 

Nun. Bis jetzt lief es ganz gut. 

Der Geist verschwand wieder, bevor er hinter Aengus auftauchte. 

Idiotisch. Die anderen Messer waren tief in meiner Notfalltasche verstaut und alles, was ich jetzt noch zur Hand hatte, waren die Weißdornpfähle in meinem Haar. Der Weißdorn würde sie zwar nicht töten, aber wenn ich sie in die richtigen Stellen rammte, würde er sie sicher verlangsamen. In Zukunft würde ich mir Eisenmesser umschnallen.

Vorausgesetzt, ich kam hier lebend raus.

Aengus starrte mich an. „Arianna“, sagte er. „Du bist eine Halb-Fae. Eigentlich solltest du in einem Fae-Reich leben, aber das tust du nicht. Du hättest dich schon längst unseren Gesetzen unterwerfen müssen. Weißt du, was wir mit Geächteten wie dir machen?“ 

Mein Blut wurde kalt. „Wie kommst du darauf, dass ich eine Fae bin?“, fragte ich. 

„Wir können unsere Art riechen.“ Aengus‘ Stirn runzelte sich. „Wenn man euch überhaupt als unseresgleichen bezeichnen kann. Euer Geruch ist nicht edel, auch wenn er verführerisch ist.“ 

Mein ganzer Körper war starr vor Anspannung, und ich ließ alle meine Kampfstunden in Hypergeschwindigkeit Revue passieren. „Zwei gegen einen ist nicht wirklich ein fairer Kampf, oder?“ 

Ein halbes Lächeln kräuselte Aengus‘ schöne Lippen. „Wer hat etwas von Fairness gesagt?“ 

Das war die einzige Warnung, die ich bekam, bevor er sich auf mich stürzte. Im nächsten Moment hatte er seine Hand um meinen Hals gelegt. Ich rammte meinen Unterarm gegen seinen und schlug seine Hand von meiner Kehle.

Baleros‘ viertes Gesetz der Macht: Sieh immer voraus, was dein Feind machen wird. 

Mein Blick wanderte zu dem Geist, und mir wurde klar, dass ich absolut keine Ahnung hatte, wie ich seine Handlungen vorhersagen sollte, denn was zum Teufel?

Aber Aengus war deutlicher. An der Anspannung seiner Muskeln konnte ich erkennen, dass er wieder zuschlagen wollte. 

Er schwang seine Faust. Trotz seiner Schnelligkeit gelang es mir, seine Hand abzufangen. Ich verdrehte seinen Arm, packte ihn dann an den Haaren und schlug sein Gesicht hart auf mein Knie. Knack.

Vernichte deine Feinde vollständig. 

Ich holte einen Pflock heraus, bereit, ihn in seinen Rücken zu stoßen, aber er war innerhalb weniger Augenblicke wieder auf den Beinen. 

Ungewöhnlich stark, selbst für einen Fae. 

Seine Faust traf mich hart am Kiefer. Mir wurde schwindelig. Es war schon lange her, dass ich einen harten Schlag eingesteckt hatte, und ich war aus der Übung.

Doch ich erholte mich schnell genug. Bevor er die Chance hatte, mich erneut zu schlagen, stieß ich meinen Pflock hart in seinen Hals. Blut spritzte. Es war kein Eisen, also würde es ihn nicht töten, aber er würde so schnell nicht wieder aufstehen.

Ich zog den zweiten Pfahl aus meinem Haar, bereit, es mit dem Geist aufzunehmen. 

Aber er war nicht mehr da. Ich sah nicht einmal, wie er sich auf mich zubewegte, ich spürte nur die Kraft seines Körpers, der meinen Arm verdrehte. Er schleuderte mich gegen die Mauer der Gasse. Der kalte Stein biss mir in die Wange. Er hatte mich völlig eingeklemmt. Sein kräftiger Körper drückte gegen meinen. Vorher hatte ich so etwas wie Gleichgültigkeit bei ihm gespürt. Jetzt, angesichts der Heftigkeit seines Griffs, war es eher wie kaltblütiger Zorn. Feste Muskeln pressten sich gegen mich und machten es mir unmöglich, mich zu bewegen. 

Ich war es nicht gewohnt, dass mich jemand so einfach besiegen konnte, und heiße Wut, gemischt mit Angst, ergriff mich. Vielleicht war der Geist wirklich der Teufel persönlich. 

Das war‘s. Baleros hatte keine Regel, um diese Situation zu beschreiben, denn ich hätte mich gar nicht erst so festnageln lassen sollen. Meine Gedanken rasten wie wild, während ich auf den Schmerz wartete, der mich ins Jenseits befördern würde.